Stoffe aus natürlicher Seide erfreuen sich aufgrund ihrer positiven Eigenschaften einer grossen Beliebtheit zur Herstellung von Kleidung und Haushaltstextilien. Kissenbezüge und Bettwäsche aus Seide gelten als besonderer Luxus. Der edle, natürliche Glanz bildet den optischen Reiz der Stoffe. Eigenschaften wie die hohe Reissfestigkeit oder die Isolation gegen Kälte und Wärme gleichermassen verleihen der Seide ihren angenehmen Komfort. Dabei gibt es nicht nur einen Seidenstoff, sondern eine grosse Auswahl verschiedener Produkte, die allesamt die Vorzüge des Materials bieten. Die Arten der Seide unterteilen sich nach drei Gesichtspunkten:
- dem Ursprung
- der Herstellung
- der Gewebeart
Aufgrund der Vielfalt verschiedener Stoffarten stellt dieser Beitrag die für die Herstellung von Kleidung beliebten Seidenstoffe näher vor.
Seide von verschiedenen Tieren
Seide ist ein tierisches Produkt und entsteht vorwiegend aus den Kokons verschiedener Falter. Selten und aussergewöhnlich teuer ist Seide von Byssus-Muscheln, die Byssus-Seide. Nicht für die Herstellung von Kleidung, sondern in einigen industriellen Zweigen kommen Seidenfäden von Spinnen zum Einsatz. Sie gelten als stärkste Faser der Welt. Die durch Falter erzeugten Seidenfasern unterscheiden sich in die Maulbeerseide als Kultur- oder Zuchtseide sowie die verschiedenen Arten der Wildseide.
Maulbeerseide
Stoffe aus Maulbeerseide gelten als die edelsten Seidenstoffe. Sie entsteht aus den Kokons des Maulbeerspinners, einer Nachtfalterart (Bombyx mori). Die Besonderheit der Maulbeerseide besteht in der herausragenden Qualität und Länge der Seidenfäden. Jeder Kokon besteht aus einem einzigen Faden, der bis dreitausend Meter lang sein kann. Die Kokons werden in einem aufwändigen Verfahren gelöst, sodass sich ihre Fäden abhaspeln lassen. Dieses Verfahren gibt der Maulbeerseide auch die Bezeichnung Haspelseide. Aufgrund der aussergewöhnlichen Länge des Fadens gilt sie auch als Filamentseide. Maulbeerseide entsteht in speziellen Seidenfarmen. Sie pflegen und züchten den Maulbeerseidenspinner, bieten ihm perfekte Lebensbedingungen, indem sie Maulbeerbäume als ausschliessliche Futterquelle anpflanzen und täglich deren Blätter verfüttern. Einen Maulbeerbaum sehen Sie im Innenhof vor dem Weisbrod-Stoffladen (Morus alba). Nach dem Schlüpfen fressen die Raupen innert 35 Tagen das 10’000-fache ihres ursprünglichen Körpergewichts an und durchlaufen mehrere Häutungen. Nach der Verpuppung werden schliesslich die Kokons geerntet. Aus den Fäden des Maulbeerspinners entsteht eine sehr feine und glänzende Seide.
Auch in der Schweiz gibt es eine Tradition der Seidenproduktion, die ins 13. Jahrhundert zurück reicht. Um 1900 war sie ein Industriezweig von grosser Bedeutung. Der Verein Swiss Silk hat diese Tradition wiederbelebt und seit 2009 ziehen verschiedene Landwirtschaftsbetriebe wieder Seidenraupen auf. Weisbrod ist Partner von Swiss Silk und produziert und vermarktet Produkte aus Schweizer Seide.
Wildseide
Diese Bezeichnung fasst alle Seidenfäden von wild lebenden Faltern zusammen. Die bekanntesten unter ihnen sind:
- Tussahseide und Yamamaiseide aus den Kokons wild lebender Eichenseidenspinner
- vom afrikanischen Anaphe-Falter stammende Anaphe-Seide
- Eri-Seide des Götterbaum-Spinners
- Mugaseide des Mugaseidenspinners
- Fagaraseide des Atlasspinners
Im Gegensatz zu der aus Zucht stammenden Maulbeerseide werden die zu Wildseide verarbeiteten Kokons erst nach dem Schlüpfen der Falter gewonnen. Daher sind die Kokons bei der Ernte bereits beschädigt, sodass sie nicht mehr aus einem Faden bestehen. Wildseide bietet den Vorzug, dass die Tiere die Seidengewinnung überleben. Die unterschiedlich langen Fäden werden nachträglich durch Knoten, Zwirnen oder Spinnen zusammengefügt.
Die verschiedenen Wildseiden-Sorten unterscheiden sich optisch und haptisch von der feinen Maulbeerseide. Sie haben meist eine etwas gröbere Struktur, einen geringeren Glanz und eher gedämpfte Farben.
Seidenstoffe nach Art der Herstellung
Die Herstellung und Bearbeitung der Seidenfäden erfolgt auf unterschiedliche Art. Sehr lange Fäden werden abgehaspelt, kürzere zu Kammzügen verarbeitet und verzwirnt oder gesponnen. Zur weiteren Bearbeitung der Fäden gehört das Entbasten. Durch das Kochen in Seifenwasser löst sich der Seidenleim. Dieses Verfahren verleiht dem Seidenfaden einen stärkeren Glanz und mehr Geschmeidigkeit.
Haspelseide
Haspelseide entsteht als ein Faden aus unzerstörten Kokons. Dazu wird der mehrere Hundert Meter lange Mittelteil des Kokons abgewickelt. Um stärkere Fäden zu erhalten, lassen sich mehrere gehaspelte Fäden verzwirnen. Haspelseide des Maulbeerspinners ist die edelste Sorte.
Noileseide
Diese Seidenart entsteht aus Maulbeerseide durch Abhaspeln des gesamten Kokons. Hier kommt also nicht nur der besonders hochwertige Mittelteil zum Einsatz bei der Stoffherstellung.
Schappeseide
Aus den nach dem Abhaspeln verbleibenden Anfangs- und Endstücken der Haspelseide entsteht im Kammgarnverfahren die Schappeseide. Sie wird nach dem Kämmen verzwirnt oder gesponnen. Stoffe aus Schappeseide sind ebenfalls von hochwertiger Qualität mit feinem Glanz.
Bouretteseide
Die nach dem Abhaspeln und Kämmen verbleibenden weiteren Reste der Seidenkokons dienen zur Herstellung von Bouretteseide im Grobspinnverfahren. Da Bouretteseide Kokonreste und Seidenleim enthält, zeigt sie eine grobe, eher glanzlose Struktur.
Shantung-Seide oder Rohseide
Diese Seide ist nicht entbastet und enthält daher noch den Seidenleim. Sie ist sehr fest und hat eine gelbliche Färbung.
Dupionseide
Diese Seidenart entsteht aus der Besonderheit von Doppelkokons. Einige Kokons befinden sich so dicht nebeneinander, dass sie sich nicht trennen lassen. Das Abhaspeln der Doppelkokons bringt eine unebene Oberfläche der Seidenfäden mit sich. Die daraus entstehende Dupionseide zeichnet sich durch eine etwas gröbere Struktur und eine leinen-ähnliche Haptik aus. Sie dient ausschliesslich zur Herstellung des gleichnamigen Seidenstoffes in Leinwandbindung.
Seidenstoffe in verschiedenen Webtechniken
Durch die Webtechnik, die Bindung der Seidenfäden entstehen Seidenstoffe mit unterschiedlichen Strukturen und Stärken. Neben der zuvor erwähnten Dupionseide entstehen in den Webverfahren folgende Stoffe:
- Seidensatin oder Charmeuse in Satinbindung mit einem fliessenden Fall und ausgeprägtem Glanz.
- Duchesse als steifer Seidenstoff in Satinbindung mit einem hohen Gewicht. Der Stoff ist ideal für Braut- und Abendkleider, Kostüme und Smokings.
- Seidenkrepp in Leinwandbindung aus gezwirnten Fäden mit einem matten Glanz und leicht strukturierter Oberfläche. Varianten sind Crêpe Georgette, Crêpe Marocaine und Crêpe de Chine.
- Twill als leichter bis mittelschwerer Stoff in Köperbindung mit einer diagonalen Streifenstruktur.
- Seidenjersey ist ein elastisches Gestrick aus Seidenfäden mit einem leichten Glanz für komfortable Kleidungsstücke.
- Organza locker in Leinenbindung gewebtes, durchsichtiges Gewebe mit einer leichten Steifigkeit.
- Chiffon als durchsichtiges Gewebe mit einem schönen Fall.
- Seiden-Georgette ist ein ebenfalls durchsichtiger leichter Stoff aus gedrehten Kreppfäden.
- Seiden-Brokat entsteht in einer aufwändig verarbeiteten Jacquard-Bindung mit verschiedenen, häufig floralen Mustern.
- Damast zeichnet sich durch den Kontrast glatt glänzender und matter Fäden aus. Der feine Jacquard-Stoff zeigt eine angenehm glatte Oberfläche.
Eine grosse Auswahl an verschiedenen Seidenstoffen entdecken Sie im Online-Shop von Weisbrod sowie im Weisbrod Stoffgeschäft in Hausen am Albis.