Seidenstoffe gehören zu den traditionellen Geweben. Wie Wolle von Schafen und anderen Tieren ist Seide ein tierisches Produkt. Die feinen Seidenfäden entstehen aus den Kokons der Seidenraupe. Sie bestehen aus Protein und gelten als einzige natürliche Endlos-Faser. Ihren Ursprung hat die Seide in Asien, insbesondere in China. Dort ist sie etwa seit 2800 v. Chr. bekannt. Die Stoffe aus den glänzenden Fasern gelten als exklusiv und teuer. Von der heute vorwiegend verwendeten Seide aus Kokons der domestizierten Seidenspinner unterscheidet sich die Wildseide aus Fasern der Kokons der wild lebenden Antheraea-Seidenspinner. Wildseide weist eine eher raue Struktur auf und ist etwas dicker als die feine, glänzende Seide. Das exklusive Gewebe stellt besondere Anforderungen an die Verarbeitung und Pflege. Bei richtiger Behandlung und Beachtung der nachfolgenden Tipps sind Seidenstoffe sehr langlebig.
1. Seidenstoffe und Werkzeuge zum Nähen vorbereiten
Seide ist eine sehr empfindliche Faser. Sie nimmt leicht Schmutz an und stellt besondere Anforderungen an die Wäsche. Daher ist es wichtig, vor der Verarbeitung der Stoffe Werkzeuge und Nähmaschine gründlich zu reinigen. Es empfiehlt sich ausserdem, vor der Arbeit mit den hochwertigen Seidengeweben von Weisbrod die Hände zu waschen und gründlich abzutrocknen. Selbst Wasserspritzer können Flecken auf dem Stoff hinterlassen. Seidenstoff läuft bei der ersten Wäsche um etwa zehn Prozent ein. Daher sollten Sie den Stoff vor dem Zuschnitt einmal waschen und an der Luft geschützt vor Heizungsluft und Sonnenlicht trocknen lassen. Farbenfrohe Seide neigt zudem zum Abfärben. Daher ist es hilfreich, die Vorwäsche separat in lauwarmem Wasser mit einem speziellen Seidenshampoo durchzuführen. Ein besonders geeignetes Produkt kann im Weisbrod-Stoffladen in Hausen am Albis erworben werden. Die Zugabe von etwas Essig zum letzten Spülgang festigt die Farbe.
2. Seidengewebe vor dem Zuschnitt bügeln
Bügeln Sie den Stoff vor dem Zuschnitt mit niedriger Temperatur. Achten Sie dabei besonders auf Lagerfalten. Lassen sich Falten im Stoffbruch durch das Bügeln nicht entfernen, sollten Sie diese Bereiche des Stoffes beim Zuschnitt aussparen. Die Falten bleiben dauerhaft, da die empfindlichen Seidenfasern in diesen Bereichen bereits brüchig sind.
3. Die richtigen Werkzeuge verwenden
Die Werkzeuge beim Nähen beginnen mit der Kreide für den Zuschnitt und enden mit der Wahl der richtigen Nähnadel. Stumpfe Nadeln und Scheren oder die falsche Kreide können Seidenstoffe dauerhaft beschädigen. Stecknadeln sollten höchstens eine Stärke von 0,5 Millimetern haben. Im Idealfall platzieren Sie sie ausschliesslich in der Nahtzugabe. Besser ist die Fixierung des Stoffes mit kleinen Stoffklammern. Auch die Schere sollte besonders scharf sein. Eine stumpfe Schere verzieht den glatten Stoff beim Zuschneiden und kann Fehlschnitte verursachen. Zum Anzeichnen der Schnittteile auf dem Stoff eignet sich ein Trickmarker, dessen Markierungen später von allein verschwinden. Dunkle Schneiderkreide auf hellen Stoffen kann durch die geringe Stoffstärke auf die rechte Stoffseite gelangen und bleibende Flecken verursachen.
4. Seide richtig zuschneiden
Das Seidengewebe neigt stark zum Ausfransen. Der Zuschnitt erfolgt daher im diagonalen Fadenlauf mit einer Zickzack-Schere. Anschliessendes Versäubern mit der Overlock-Maschine sichert die Stoffkanten zusätzlich. Der Zuschnitt von Seide erfolgt stets in einfacher Stofflage, um Fehlschnitte durch Verrutschen des Stoffes zu verhindern. Ein Leinentuch als rutschfeste Unterlage erleichtert den Zuschnitt.
5. Verrutschen beim Nähen verhindern
Das Nähen von Seidenstoffen verlangt besondere Aufmerksamkeit, da das glatte Gewebe auch unter dem Nähfuss leicht verrutscht. Hilfreich ist das Einfügen von Pergament- oder Seidenpapier in die Nahtzugabe. Das Papier verleiht dem Stoff Stabilität. Sie können es bereits beim Zuschnitt einfügen und später einnähen. Nach dem Nähen reissen Sie das Papier an der Naht vorsichtig ab und entfernen kleine Papierreste mit den Fingern. Das Nähen des Stoffes erleichtern Sie sich, wenn Sie die Nähte zuvor von Hand heften. Die Heftnaht kann ebenfalls das Papier einbeziehen.
6. Auf die richtige Technik kommt es an
Das Nähen mit einer Mikrotex-Nadel oder einer höchstens 60 bis 80 starken Universalnadel verhindert Beschädigungen der Seidenfasern. Passendes Nähzubehör und feines Nähgarn der Fadenstärke 120 für Seide finden Sie im Onlineshop von Weisbrod. Wichtig ist zudem, dass die Nadel spitz und glatt ist. Beim Nähen von Seide stumpfen Maschinennadeln schnell ab. Daher sollten Sie die Nadel mehrmals auswechseln. Ideal zum Nähen ist ein einfacher Geradstich mit einer Stichlänge von etwa zwei Millimetern und einer geringen Fadenspannung. Lassen Sie die Fadenenden nicht von der Maschine verknoten. Dadurch könnte sich der Stoff zusammenziehen. Verriegeln Sie stattdessen die Naht am Anfang und Ende durch vorsichtiges Vor- und Zurücknähen. Nähen Sie einen Seidenstoff stets langsam und vorsichtig, damit er nicht kräuseln oder ausbeulen kann.
7. Seidenstoffe vorsichtig waschen
Seide gehört zu den Geweben, die besonders empfindlich auf das Waschen reagieren. Allein durch die Nässe verliert die Seide an Zugfestigkeit. Dadurch kann ein Kleidungsstück aus Seide durch die Wäsche leicht seine Form verlieren. Zudem besteht die Gefahr, dass durch eine raue Behandlung, alkalische Waschmittel und hohe Temperaturen die Fasern beschädigt werden. Verwenden Sie für die Wäsche ausschliesslich ein spezielles Seiden-Waschmittel (im Weisbrod-Stoffladen erhältlich) oder ein silikonfreies Shampoo. Das Wasser sollte eine Temperatur von höchstens 25 bis 30 °C haben. Im Idealfall waschen Sie Ihre Kleidung aus Seide mit der Hand, aber auch der Schonwaschgang der Waschmaschine ist möglich. Verwenden Sie keinen Weichspüler, da er die klimaregulierenden Eigenschaften der Seide schädigen kann. Wringen Sie Seide nicht aus, sondern rollen Sie das Kleidungsstück nass in ein Handtuch ein. Auf diese Weise verliert es einen grossen Teil des Wassers. Trocknen Sie es anschliessend flachliegend auf dem Handtuch. Das beste Ergebnis erzielen Sie, wenn Sie Seidenstoffe im feuchten Zustand bügeln.
8. Seidenstoffe immer komplett waschen
Da Wasser Flecken auf dem Seidenstoff hinterlassen kann, ist es nicht möglich, einzelne Flecken auszuwaschen. Das Kleidungsstück muss stets komplett ins Wasser getaucht werden, um die Fleckenbildung zu vermeiden.